Ein kurzer Plausch, eine Hand auf der Schulter, zum Abschied eine Umarmung: Als sich Thomas Reis und José Mourinho in den Katakomben des Samsunspor-Stadions unterhielten, sah es aus, als hätten sich alte Freunde wiedergetroffen. Dabei dürfte es das erste Gespräch der Trainer gewesen sein, deren bisherige Laufbahn kaum unterschiedlicher hätte verlaufen können.
Auf der einen Seite Reis, Aufstiegstrainer des VfL Bochum und vor etwas mehr als einem Jahr bei Schalke 04 gefeuert. Und der zweifache Welttrainer und Champions-League-Sieger Mourinho auf der anderen Seite. In der türkischen Süper Lig standen sich die Beiden am Sonntag erstmals gegenüber. Die Partie zwischen das von Reis trainierte Samsunspor und Mourinhos Fenerbahce endete 2:2.
Doch Reis dürfte sich als Sieger gefühlt haben. Schließlich kämpfte sich sein Team nach zweimaligen Rückstand zurück und traf zwei Minuten vor Spielende zum Endstand. Und das mit seiner No-Name-Elf gegen eine mit namhaften Spielern wie Edin Dzeko oder Filip Kostic gespickte Mannschaft, die als knapp zehnmal so wertvoll gilt.
So konnte sich Reis nach der Partie über den nächsten Erfolg seiner noch kurzen Amtszeit an der türkischen Schwarzmeer-Küste freuen. Und über ein Lob von Mourinho. Der empörte sich auf der Pressekonferenz mit finsterem Blick über Entscheidungen des Schiedsrichters und haderte mit einem "schlechten Ergebnis". Seinem Gegenüber zollte Mourinho jedoch Anerkennung: "Ich möchte Samsunspor und seinem Trainer gratulieren. Sie sind ein wirklich gutes Team, ein organisiertes Team. Sie kämpfen für Ergebnisse."
Reis zeigte sich regelrecht geschmeichelt von diesen "guten Worten von einem Trainer Mourinho". Der Portugiese sei "ein großartiger Lehrer", schwärmte Reis, "ein Vorbild". Während der Partie hatte sich der 51-Jährige alles andere als eingeschüchtert von seinem prominenten Gegenüber gezeigt und Gelb für lautstarkes Meckern gesehen. Den späten Torschützen Soner Aydogdu hatte Reis erst kurz vor dem Treffer eingewechselt.